Irrer Auftakt in die DTM-Saison 2024: Beim Sieg von Pole-Setter Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) in Oschersleben schrieb Marco Wittmann (Schubert-BMW) die Geschichte des Rennens. Der Schubert-Pilot fiel drei Runden vor Schluss in Führung liegend aus, womöglich wegen eines Benzindruck-Problems. Aber hätte Wittmann überhaupt dort sein dürfen?

Der BMW-Fahrer hatte wenige Minuten zuvor beim Heimspiel seines Teams Schubert Motorsport von einer späten Safety-Car-Phase profitiert, die ihn kurz nach seinem Pflicht-Boxenstopp aus dem hinteren Feld plötzlich bis ganz nach vorne spülte. Wittmann hatte das Rennen vom 19. Startplatz aufgenommen und hätte ohne das Safety-Car-Glück vermutlich keine Aussichten auf einen Podestplatz gehabt.

Marco Wittmann: "Ein Scheiß-Gefühl"

"Ein Scheiß-Gefühl", sagte Wittmann später bei ProSieben. "Wir hatten einen Aussetzer, wodurch ich erst zwei, drei Plätze verloren habe. Im letzten Sektor kam es dann wieder. Wir müssen erst mal schauen, was es war. Ein Benzin-Leck, oder irgendwas am Motor. Das ist brutal frustrierend."

Der zweifache DTM-Champion weiter: "Im Qualifying hatte ich Pech wegen der roten Flagge, deshalb stand ich so weit hinten. Wir haben dann gesagt, dass wir lange draußen bleiben und im besten Fall während einer Full Course Yellow oder während eines Safety Car stoppen. Nach dem Pech im Quali hatten wir Glück mit dieser Strategie. Der Sieg wäre mit sehr viel Glück verbunden gewesen, aber manchmal braucht man dieses Glück. Den Sieg so herzugeben, ist total bitter, ich bin komplett enttäuscht."

Drama um Wittmann - Aitken lässt Ferrari jubeln

Bitter für Wittmann, Jubel bei Rennsieger Jack Aitken, der das Rennen abgesehen von der Safety-Car-Situation durchweg und souverän angeführt hatte. Der Brite feierte seinen zweiten DTM-Sieg und bescherte dem Schweizer Rennstall Emil Frey Racing sowie Ferrari den perfekten Auftakt in die Saison. Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) brachte seinen zweiten Startplatz nach hartem Kampf mit Ricardo Feller (Abt-Audi) auf eben dieser Position ins Ziel. Der Schweizer komplettierte das Rennen als Dritter.

"Ich hatte mich schon mit dem zweiten Platz abgefunden", sagte Aitken verdutzt nach dem Zieleinlauf. "Für Marco sah alles nach dem Sieg aus. Ich kam zwar ran, konnte aber nicht überholen. Dann hatte er ein Problem. Das tut mir leid für ihn. Er hatte aber davor Glück gehabt, und das kehrte am Ende zu uns zurück."

DTM in Oschersleben: Von der Langeweile zum Drama

Beim ersten Rennen des Jahres bewahrheiteten sich die Annahmen im Vorfeld: Überholmanöver genießen in Oschersleben absoluten Seltenheitswert. Positionsveränderungen gab es nur wenige auf den vorderen Plätzen. Zu den Verlierern zählte Arjun Maini (HRT-Mercedes), der sich nach seinem Start von Platz drei mit P8 begnügen musste.

Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) machte von Startplatz sechs zwei Positionen gut beendete das Rennen auf der vierten Position. Luca Stolz (HRT-Mercedes), Lucas Auer mit seiner gelb-grünen 'Mamba' (Winward-Mercedes) und Rene Rast (Schubert-BMW) erzielten die Plätze vier, fünf, sechs und sieben. Hier dem Achtplatzierten Maini komplettierten Thierry Vermeulen (Emil-Frey-Ferrari) und der amtierende DTM-Meister Thomas Preining (Manthey-Porsche, von P16 gestartet) die Top-10.

Erster DTM-Ausfall 2024 geht auf Nicki Thiims Konto

Nicki Thiim markierte den ersten Ausfall der Saison. Der Däne stellte seinen SSR-Lamborghini nach der zehnten Runde vorzeitig ab. Vorausgegangen war ein heftiger Abflug während des Qualifyings, in dessen Folge die SSR-Crew weniger als eine Stunde Zeit hatte, Thiims Auto für den Rennstart zu reparieren.

Als zweiter Fahrer fiel Ben Dörr (Dörr-McLaren), der einzige Rookie im DTM-Starterfeld, aus. Nach seinem Pflicht-Boxenstopp war das linke Hinterrad offenbar nicht richtig angezogen, verselbstständigte sich und rollte vogelfrei über die Start/Ziel-Gerade. Dörrs McLaren wurde während einer Full-Course-Yellow-Phase von der Strecke geschleppt. Der Vorfall löste gleichzeitig die erste Safety-Car-Phase der neuen Saison aus.

Am Sonntag wartet in der Motorsport Arena Oschersleben das zweite Rennen des Jahres (Start um 13:30 Uhr, live im Free-TV auf ProSieben).

DTM Oschersleben: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Jack Aitken eroberte im Emil-Frey-Ferrari die erste Pole Position der neuen Saison sowie seine zweite in der DTM. Neben dem Briten komplettierte Mirko Bortolotti mit einem weiteren italienischen Sportwagen - in diesem Fall dem SSR-Lamborghini - die erste Startreihe. Arjun Maini im HRT-Mercedes und Ricardo Feller mit seinem Abt-Audi folgten auf den Plätzen drei und vier - damit vier von sieben Marken in den Top-4 der Startaufstellung. SSR Performance gelang es gerade rechtzeitig, den Lamborghini von Nicki Thiim (P13) nach dessen Unfall im Qualifying zu reparieren. DTM-Champion Thomas Preining startete nur von Platz 16, das Schlusslicht bildete Rookie Ben Dörr im Dörr-McLaren.

Der Start: Jack Aitken verteidigte die Pole souverän durch die ersten Kurven und erarbeitete sich schnell einen kleinen Vorsprung auf Verfolger Mirko Bortolotti. Dahinter übernahm Ricardo Feller in der Startrunde den dritten Platz von Arjun Maini. Verlierer der größtenteils sauberen Startrunde war Christian Engelhart, der mit seinem GRT-Lamborghini von der siebten auf die neunte Position durchgereicht wurde.

Die erste Rennhälfte: Viel tat sich nach dem Start nicht auf dem Kurs, der nur wenige Überholmöglichkeiten bietet. Spitzenreiter Jack Aitken fuhr eine schnellste Runde nach der anderen und baute seinen Vorsprung zu Bortolotti auf 1,5 Sekunden in den ersten fünf Runden aus. Sheldon van der Linde kassierte Luca Stolz' Mercedes und übernahm die fünfte Position hinter Arjun Maini. Thomas Preining und Marco Wittmann kamen auf P15 und P16 nicht entscheidend voran.

In der 9. Runde funkte Bortolotti ans Team, dass irgendetwas nicht stimme mit seinem SSR-Lamborghini. Hintermann Feller übte starken Druck aus, kam aber nicht am gelben Huracan vorbei. Nicki Thiim stellte seinen im Qualifying stark lädierten SSR-Lambo nach der 10. Runde vorzeitig in der Box des Münchner Rennstalls ab und sorgte damit für den ersten Ausfall der Saison.

Kelvin van der Linde kam in der 14. Runde seinem Vordermann Luca Engstler auf P10 gefährlich nahe, kam aber nicht vorbei. Thierry Vermeulen mischte sich in diesen Zweikampf ein und traf dabei die Seitenflanke des Abt-Piloten. Wenig später absolvierte der Ferrari-Pilot den ersten Boxenstopp des Rennens, während van der Linde mit Kontakt an Engstler vorbeizog.

Die zweite Rennhälfte: In Runde 15 absolvierten Mirko Bortolotti von P2, Hintermann Arjun Maini, Luca Engstler, Maro Engel und Clemens Schmid ihre Pflicht-Boxenstopps. In der nachfolgenden Runde bogen Spitzenreiter Jack Aitken, Ricardo Feller, Luca Stolz und Lucas Auer in die Boxengasse ab. Feller kam als virtueller Zweiter vor Bortolotti wieder auf die Strecke. Sheldon und Kelvin van der Linde, Christian Engelhart und Ben Dörr ließen in Runde 17 frische Pirelli-Slicks aufziehen.

Rene Rast absolvierte seinen Pflicht-Reifenwechsel von P1 kommend in Runde 18. Zu diesem Zeitpunkt fuhren nur noch Maxi Paul, Thomas Preining, Marco Wittmann und Ayhancan Güven auf ihren Startreifen. Unterdessen ordnete die Rennleitung einen Platztausch zwischen Kelvin van der Linde und Luca Engstler nach vorangegangenem Kontakt an. In Runde 22 verlor Ben Dörr das linke Hinterrad seines McLaren auf der Start/Ziel-Geraden und musste aufgeben.

Die Rennleitung sicherte mittels Full Course Yellow ab, während Marco Wittmann seinen Boxenstopp absolvierte. Wenig später rückte das Safety Car aus. "Damit die Fahrzeuge ihre abgekühlten Reifen aufwärmen können", hieß es aus der Race Control zur Begründung. Durch das Safety Car auf der Strecke führte plötzlich Marco Wittmann zur 27. Runde vor Jack Aitken und Ricardo Feller!

Beim Re-Start zur 29. Runde - 15 Minuten vor dem Rennende - verteidigte Wittmann die Führung. Bortolotti erkämpfte sich den zweiten Platz von Feller zurück. Dann das Drama: Wittmann wurde in der 36. Runde plötzlich langsamer und fiel zurück! "Benzindruck-Alarm", meldete der BMW-Fahrer am Funk, während Aitken vor Bortolotti und Feller wieder die Führung übernahm. Das Safety Car kam 3 Minuten vor dem Rennende ein zweites Mal auf die Strecke.

Bei noch einer zu fahrenden (60 Minuten + 1 Runde) Runde machte Aitken schnell eine Lücke auf und blieb in Führung. Daran sollte es bis zum Zieleinlauf nichts mehr ändern.